Der Libanon war seit 1920 französisches Mandatsgebiet. Nach Wahlen im November 1943 löste die neue Regierung das französische Mandat jedoch. Bereits 14 Tage später, am 22.11.’43 fand die Wiedereinsetzung der Regierung durch libanesische Amtsträger statt. Dies ist zugleich auch der offizielle Unabhängig-keitstag und das Datum für den Nationalfeiertag.
Ein besonderer Tag im Libanon
Der Nationalfeiertag des Libanon wird jedes Jahr am 22. November begangen wird. Er erinnert an die Unabhängigkeit des Landes von der französischen Mandatsmacht im Jahr 1943. Dieser Tag markiert einen entscheidenden Moment der libanesischen Geschichte. Er steht für den Übergang zu staatlicher Souveränität und den Beginn einer neuen politischen Ära. Die Unabhängigkeit wurde durch eine Reihe mutiger Schritte der damaligen politischen Führung möglich. Diese setzte sich trotz Verhaftungen und politischer Spannungen für die Selbstbestimmung des Landes ein. Als die im sogenannten „Rashaya-Gefängnis“ inhaftierten Minister am 22. November 1943 freigelassen wurden, galt die Unabhängigkeit als gesichert – ein Ereignis, das bis heute als Symbol für nationale Einheit und Widerstandskraft gefeiert wird.
Der Nationalfeiertag besitzt im Libanon eine tief verwurzelte kulturelle und emotionale Bedeutung. Er ist nicht nur ein historisches Datum, sondern auch ein Tag, der den Wunsch nach Zusammenhalt und Frieden widerspiegelt. In einem Land, das geprägt ist von religiöser Vielfalt und komplexen politischen Strukturen, hat die Unabhängigkeit eine besondere Strahlkraft: Sie erinnert an die Fähigkeit, trotz unterschiedlicher Hintergründe ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Diese Botschaft ist gerade in der heutigen Zeit, in der der Libanon immer wieder vor sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen steht, von großer Aktualität.
… und seine Bedeutung
Traditionell wird der Nationalfeiertag mit militärischen Paraden, offiziellen Gedenkveranstaltungen und kulturellen Programmen begangen. Die libanesische Flagge – mit ihrer charakteristischen Zeder als Symbol für Beständigkeit und Frieden – weht an Schulen, öffentlichen Gebäuden und in Wohnvierteln im ganzen Land. Viele Familien feiern den Tag im privaten Kreis oder besuchen Festivitäten, die das kulturelle Erbe des Libanon hervorheben: traditionelle Musik, Dabke-Tänze, kulinarische Spezialitäten und Ausstellungen, die Geschichte und Kunst des Landes darstellen.
Besonders für die libanesische Diaspora, die weltweit Millionen Menschen umfasst, ist der 22. November ein Anlass, ihre Verbundenheit zur Heimat auszudrücken. In vielen Städten rund um den Globus finden Veranstaltungen statt, die den Nationalfeiertag würdigen und den kulturellen Austausch fördern. Dabei wird deutlich, wie sehr die libanesische Identität von Offenheit, Gastfreundschaft und kulturellem Reichtum geprägt ist.
Der Nationalfeiertag des Libanon ist daher weit mehr als ein historisches Gedenken. Er ist ein Tag der Hoffnung und ein Symbol für die Stärke eines Landes, das trotz Schwierigkeiten stets danach strebt, seine Vielfalt in Harmonie zu leben und seine Unabhängigkeit zu bewahren. In diesem Sinne erinnert der 22. November jedes Jahr daran, dass Freiheit, Zusammenhalt und kultureller Reichtum die grundlegenden Pfeiler der libanesischen Gesellschaft sind.